Sicherheit in München
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Wenn Fußball die Stadt beherrscht… und die Polizei die Fans kontrollieren will: Sicherheitsmaßnahmen an Spieltagen

16.02.1017 um 00:00 Uhr

„Es spiegelt die Emotionen der Ultras wieder, so nach dem Motto: Brenne für deinen Verein“i

Weil sie „für ihren Verein brennen“, gehört Pyrotechnik für viele Ultras zu einem Fußballspiel dazu. Sie drücken damit ihre Emotionen aus und finden deshalb wie Robertii, ein ehemaliges Fanclubmitglied der „Giasinga Buam“ und Ultra des TSV 1860 München, das „kontrollierte“ und „vernünftige“ Abbrennen von Leuchtfeuern im Gegensatz zu Böllern „okay“. „Ein Ultra investiert deutlich mehr Zeit und Kraft als nur am Spieltag in seine Leidenschaft“ so Robert. „Hier ist man 24/7 für den Verein da. Es ist nicht nur ein bloßes Wochenendhobby. Ich bin jedes Wochenende im Stadion und gebe jedes Spiel Alles für meinen Verein.“iii

Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt Ultra-Gruppierungen wie folgt: „Seit Mitte/Ende der 90er Jahre bilden sich bundesweit so genannte Ultraszenen. Angelehnt an die Ultraszenen in Italien, Frankreich und Spanien ist es Ziel dieser Fans eine neue Art der Atmosphäre in die Stadien zu bringen. Zu ihrem Repertoire gehören Choreografien, Kurvenshows, Spruchbänder, Schwenkfahnen, Doppelhalter, neue Gesänge und andere Stimmungsrituale. Die erste und auch heute größte Ultra-Gruppierung bildete sich in Frankfurt.“

Aus Sicht von Ultras ist Pyrotechnik ein Mittel die Fankurve bunter zu gestalten und gehört zu ihrer Choreographie dazu. Sie drücken damit ihre Liebe zum Verein aus und markieren ihr Revier, indem sie zeigen, dass sie ihre Mannschaft mit allen Mitteln unterstützen. Ursprünglich stammt dieser Trend aus Italien, dem „Ursprungsland“ der Ultra-Kultur. Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Sicherheitsbeauftragten der Stadien ist das Abbrennen von Pyrotechnik schlichtweg verboten. Für Michael Zorc, sportlicher Leiter bei Borussia Dortmund ist klar: "Wenn Raketen in Zuschauerränge geschossen werden, hat das mit Fan-Kultur nichts zu tun - das ist reine Selbstdarstellung. Wir werden mit null Toleranz vorgehen und durchgreifen". Berichte über Ultras, die Leuchtfeuer, Böller und sogar Raketen zünden und diese auch werfen, gehen oft durch die Medien und werden hier wie von Michael Zorc mit einer Null-Toleranz-Politik diskutiert.

Beim Regionalliga Derby des TSV 1860 München II gegen die FC Bayern München Amateure am 28.08.2016, bei dem die Video-Aufnahmen entstanden, waren laut Polizeibericht 800 Polizisten_innen im Einsatz. Die Sicherheitsmaßnahmen waren aufgrund der Einstufung als Risikospiel aufgestockt worden. Vor allem verstärkte Taschenkontrollen sollten das Mitbringen von gefährlichen Gegenständen, unter anderem auch Pyrotechnik, verhindern. Dennoch gelangte auch diesmal wieder Pyrotechnik in den Stadionbereich.

Das Mitbringen von Pyrotechnik kann zur Folge haben, dass ganze Ultra-Gruppen und Blöcke komplett gesperrt werden und für eine befristete Zeit das Stadion nicht mehr betreten dürfen. Auch ein kompletter Ausschluss der Fans an einem Spieltag kann erfolgen, was dann als Geisterspiel bezeichnet wird. Ein neues Urteil des Bundesgerichtshofes entschied im September 2016, dass Einzelpersonen die Pyrotechnik zünden, nun für den entstandenen Schaden, bzw. die Geldstrafen, mit denen ein Verein durh solche Vorfälle belegt wird, haften. Zuvor musste der Verein selbst dafür aufkommen.

Aus Sicht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), des Bundesgerichtshofs und der öffentlichen Berichterstattung ist Pyrotechnik bei Fußballspielen also gefährlich.

Wer sich dafür interessiert, wie die Pyrotechnik nach Deutschland kam, kann dies in einem Artikel des bekannten Fußball Magazins „11 Freunde“ nachlesen: http://www.11freunde.de/artikel/eine-kleine-geschichte-der-pyrotechnik-deutschland/page/1

Das Entzünden von Feuern und Böllern ist eine Gefahr die von den Fans ausgeht und bedrohlich für die Besucher_innen des Spiels sein kann.

Als gefährlich werden Fußballspiele aber nicht nur aufgrund der Pyrotechnik eingestuft. Fußballspiele sind immer auch Großereignisse, zu denen viele Menschen nach München kommen. Nicht nur die Fans können an einem Spieltag für Unsicherheit sorgen. Auch die Tatsache, dass es sich bei einem Fußballspiel um ein Großevent handelt muss bedacht werden.iv München ist eine Fußballstadt. Im ersten Halbjahr 2016 besuchten 1,2 Millionen Zuschauer_innen allein die Allianz Arena. Auch als Großereignisse sind Fußballspiele ein Sicherheitsthema: Sie sind ein potentielles Ziel von Anschlägen. Deshalb wurden auch bei dem Lokalderby im August 2016 aufgrund der Ereignisse in Paris im November 2015 und in Belgien Anfang 2016 sowie des Amoklaufes in München, die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.

Die Pyrotechnik auf der einen, Terroranschläge auf der anderen Seite: Welche Sicherheitsvorkehrungen werden bei Fußballspielen warum ergriffen und wie wirken sie sich auf die Stadt und die Besucher_innen der Spiele aus? Was sind überhaupt (Un-)Sicherheitsfaktoren an Fußballspieltagen? Und führen immer stärker werdende Sicherheitsmaßnahmen überhaupt zu mehr Sicherheit? Die verschiedenen Facetten von Sicherheit und Fußball erkunde ich auf den folgenden Seiten. Es geht dabei zunächst darum, wie die Stadt München vom Fußball geprägt wird und welche baulichen Maßnahmen ergriffen werden, um Fußballspiele als Großereignisse kontrollieren zu können. Danach wende ich mich Präventionsmaßnahmen auf der einen und der Perspektive der Fans auf die Sicherheitsmaßnahmen auf der anderen Seite zu.

Theresa Buchta

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1. „Unser Viertel, Unser Leben, Unser Verein“v - Die „Fußballräume“ einer Stadt

Fußballfans sind an Spieltagen nicht nur am Stadion anzutreffen. Sie bewegen sich fast im kompletten Stadtraum und verändern dessen Rhythmus. Deshalb müssen besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden… (Abbildung 1: Laternenmast in Obergiesing, November 2016)

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2. Allianz Arena: Der Weg zum Stadion und die (baulichen) Sicherheitsmaßnahmen

Schon beim Bau von Stadien wird heutzutage auf die aktuellen Sicherheitsstandards geachtet. Welche das sind und wie sie sich präsentieren, wird in diesem Kapitel dargestellt. (Abbildung 2: Weg zur Allianz Arena, 22.10.2016)

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3. „Aufsuchende, lebensweltorientierte Jugendsozialarbeit“vi: Das Fanprojekt München und der Ticket-Vorverkauf als weitere Präventionsmaßnahme

In diesem Kapitel werden präventive Maßnahmen präsentiert, die dazu beitragen sollen, Fußballveranstaltungen so sicher wie möglich zu machen. (Abbildung 3: Fanprojekt München https://www.awo-muenchen.de/jugend/fanprojekt-muenchen/ueber-uns/)

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4. „Durch die bestehende Brisanz im Vorfeld wurden mehr Polizisten angefordert, um die Sicherheit zu gewähren“vii - Maßnahmen am Spieltag

Welche Sicherheitsmaßnahmen müssen direkt am Spieltag eingesetzt werden, um für alle Beteiligten die Veranstaltung so sicher wie möglich zu gestalten? (Abbildung 4: Regionalliga Derby FC Bayern München Amateure gegen den TSV 1860 München II, 28.08.2016)

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5. „Es verunsichert mich, wenn ich am Bahnhof ankomme und auf dem Weg zum Stadion so viele Sicherheitskräfte sehe“viii – die Perspektive der Fans

Die Sicherheitsvorkehrungen an Fußballspieltagen werden von Jahr zu Jahr verstärkt. Doch wie fühlen sich die Besucher dabei? Wird der Fußball dadurch wirklich sicherer? (Abbildung 5: Polizisten am Grünwalder Stadion, Regionalliga Derby 28.08.2016)

Literatur

i Interview mit Robert (Name geändert), einem ehemaligen Fanclub Mitglied der „Giasinger Buam“ (13.09.2016). (weiterlesen...)

ii Name des Interview-Partners wurde abgeändert. (weiterlesen...)

iii Interview Robert. (weiterlesen...)

iv Grundsätzlich gelten hierzu die Richtlinien für Veranstaltungen, die vom Kreisverwaltungsreferat der Landeshauptstadt München in Zusammenarbeit mit der Branddirektion veröffentlicht werden. https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Kreisverwaltungsreferat/Branddirektion-Muenchen/Aktuelles/Berichte-2015/Veranstaltungssicherheit.html, zuletzt aufgerufen am 24.01.2016 (weiterlesen...)

v Interview Robert (13.09.2016). (weiterlesen...)

vi Interview Fanprojekt München mit dem Leiter Jochen Kaufmann und Thomas Emmes, Betreuer der Fans des FC Bayern München, geführt am 06.09.2016. (weiterlesen...)

vii Interview Robert (13.09.2016). (weiterlesen...)

viii Interview mit Stadionbesucherin in der Allianz Arena beim Spiel Borussia Mönchengladbach gegen den FC Bayern München (22.10.2016) (weiterlesen...)

(Weitere Literatur zum Thema gibts hier...)